Themenschwerpunkt Gesundheit und Pflege
Bezirkstagswahlprogramm
Der Bezirk als Träger von Einrichtungen für Psychiatrie, Orthopädie, Neurologie und Pneumologie leistet einen wichtigen Beitrag zur gesundheitlichen Versorgung in Unterfranken. Diesen Beitrag wollen wir erhalten und ausweiten.
Eine der Kernaufgaben des Bezirks ist die Versorgung psychiatrisch erkrankter Patienten. Hier macht sich der Mangel an niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten besonders bemerkbar, zudem ist langfristige Hilfe aus Kapazitätsgründen immer schwieriger möglich:
- Wir fordern ein digitales Bettenregister, ähnlich in der somatischen Medizin mit einem fairen Verteilungssystem neuer Patientinnen und Patienten für alle stationären psychiatrischen Einrichtungen, welches von den jeweiligen Leitstellen einsehbar ist.
- Suchtmedizin sollte ein Bestandteil aller psychiatrischen Bezirkseinrichtungen und Beratungsangebote werden.
- Die Bezirkseinrichtungen sollten entsprechende Ambulanzen für die Weiterbetreuung von Patientinnen und Patienten in einer Übergangszeit vorhalten. Grundsätzlich müssen in Unterfranken mehr niedergelassene Psychiater zur Verfügung stehen. Diese sollen sich in den Ambulanzen der Bezirkskliniken niederlassen können.
- Wo immer möglich fordern wir Sektorentrennung aufzuheben.
- Der Bezirk sollte als Partner der anderen Krankenhäuser im Bereich der Psychiatrie offen für Kooperationen sein, anzustreben ist eine flächendeckende wohnortnahe Versorgung durch andere Kliniken in konsiliarischer Betreuung.
- Wir wollen einen Ausbau der kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung erreichen und auch hier ambulante Anlaufstellen schaffen. Insbesondere sehen wir eine Unterversorgung der kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung in Nordunterfranken.
- Gerade die gerontopsychiatrische Versorgung muss eine höhere Priorität erfahren. Der Bezirk muss hierfür mit den bereits aktiven Trägern eng zusammenarbeiten. Gerontopsychiatrische Akutversorgung muss eine Kernaufgabe des Bezirks werden. Alle psychiatrischen Krankenhäuser des Bezirks müssen eine Abteilung zur gerontopsychiatrischen Versorgung vorweisen.
- Die Etablierung flächendeckender Kriseninterventionsteams muss fortgeführt werden.
- Erfolgsstory Krisenintervention: Die Krisenintervention hat Zugriff auf dienstbereite Psychiater und aufnahmebereite Psychiatrien. So werden in Unterfranken mehr als 80 Prozent der Fälle telefonisch gelöst. Es gibt durch die Krisenintervention kaum polizeiliche Einweisungen und sehr wenige Krankenhauseinweisungen
- Kliniken und aufnahmebereite Akutkrankenhäuser vor Ort müssen vernetzt sein.
- Unsere Bezirkskliniken gehen ZUKUNFT: Die telemedizinische Infrastruktur ist massiv auszubauen. Zukünftig sollen alle Kliniken aller Levels miteinander kooperieren. Multimorbide Patienten sollen dort behandelt werden, wo sie die optimale Behandlung bekommen können bzw. durch telemedizinischen Austausch eine optimale Therapie bekommen. Durch den Austausch kann eine Operation oder Behandlung in einer anderen Klinik eines anderen Levels optimal vorbereitet werden.
Gleiche Lebensverhältnisse in Land und Stadt! Die FDP Unterfranken fordert, dass die medizinische und speziell die psychiatrische Versorgung der Bevölkerung im ländlichen Raum gewährleistet sein muss. Dazu fordern wir:
- Die projektbezogene Umsetzung von Modellen wie die des Gemeinde-Notfallsanitäters mit dem Ziel, die niedrigschwellige Notfallversorgung und Vorversorgung flächendeckend und bedarfsgerecht anbieten zu können.
- Die Krisenintervention als niedrigschwelliges Angebot besser zu vermarkten.
- Mehr Bereitschaftspraxen an den Wochenenden tagsüber im ländlichen Raum.
- Die telemedizinische Infrastruktur ist massiv auszubauen. Zudem fordern wir strukturierte Kooperationen zwischen den Kliniken des Bezirks und anderen Kliniken unserer Versorgungsregion, mit der Möglichkeit über Telemedizin multimorbide Patienten auch in Kliniken zu behandeln, welche die notwendigen Fachrichtungen nicht direkt vorhalten.
- Die notärztliche Versorgung darf nicht weiter einbrechen: Wir fordern daher, dass alle Bezirkskliniken aktiv an der Notarztversorgung teilnehmen.
- Der Bezirk sollte in unterversorgten Regionen in Kooperation mit den entsprechenden Gebietskörperschaften selbst als Träger, auch außerhalb seiner bisherigen Tätigkeiten, aktiv werden und (teil- und tages-)stationäre Einrichtungen betreiben.
- Die Regierung von Unterfranken soll einen regelmäßigen Bericht über die medizinische Versorgung in Unterfranken anfertigen und transparent kommunizieren. Hierüber sollte insbesondere die Staatsregierung aufgefordert werden, ihrer Kompetenz bei der Krankenhausplanung und ambulanten ärztlichen Versorgung nachzukommen.
Die Möglichkeit der stationären Versorgung ist wichtig, gerade in strukturschwachen Regionen. Die Tendenz zur Spezialisierung bringt viele Grund- und Regelversorger an die Grenze dessen, was die im Rahmen ihres Sicherstellungsauftrags leisten können. Wir fordern daher:
- Der Bezirk soll mit der KVB in Verhandlungen darüber eintreten, mit seinen Einrichtungen an der allgemeinen Versorgung teilzunehmen bzw. seine Einrichtungen zur Verfügung stellen. Im Rahmen der sektorgleichen Vergütung wird eine solche Versorgungsstruktur möglich sein.
- Der Bezirk sollte die Möglichkeit prüfen, sich mit seinen Einrichtungen in Klinikverbünden zur Schwerpunktversorgung mit anderen Krankenhäusern zusammenzuschließen.
- Im Rahmen der Digitalisierung im Gesundheitswesen soll der Bezirk eine Vorreiterrolle einnehmen, die bisherigen Einrichtungen sollten, wo immer möglich, ihre Kompetenz durch enge Kooperation bündeln.
Pflege auf dem Land wird eines der wichtigsten Themen für die Selbstbestimmung im Alter sein. Hier stehen wir vor großen Herausforderungen:
- Die ambulante Pflege gilt es bedarfsgerecht auszubauen, insbesondere auch Mischformen aus stationärer und ambulanter Pflege.
- Grundsätzlich muss gelten: Reha vor Pflege. Diese geriatrische Akutversorgung wäre in der medizinischen Grundversorgung Aufgabe vor Ort. Ehrenamtliche Helferkreise leisten bereits viel in der Versorgung. Hier sollte es die Möglichkeit von festen Kooperationen geben, die Rechtsicherheit für ehrenamtliche Fachkräfte gewährleisten. Hierfür soll der Freistaat den Rahmen schaffen.
- Für die weitere Sicherstellung der Versorgung wollen wir Pflegestützpunkte etablieren, deren Kräfte flexibel zum Einsatz kommen können. Die Initiative hierfür sollte der Bezirk übernehmen, die konkrete Ausgestaltung ist in Kooperation mit den Kommunen umzusetzen.
- In Kooperation mit den Landkreisen und Städten muss das Thema Prävention von psychischen Erkrankungen, insbesondere Soziale Resilienz, einen hohen Stellenwert in der Beratung und Bedarfsplanung erhalten. Gerade Einsamkeit ist hier ein besonders wichtiges Thema, über das offen gesprochen werden muss.
- Der Grundsatz „Reha vor Unterbringung“ muss vom Bezirk mit Leben gefüllt werden.
- Mit seinen Kontakten zur Regierung von Unterfranken soll der Bezirk zudem als Fürsprecher für Landkreise und Städte auftreten. Ermessensspielräume im Pflegebereich müssen flexibler genutzt und Förderrichtlinien an die Realität des Pflegenotstandes angepasst werden.